Ein Burgstall des Mittelalters
Die vollrunde Motte von Haslach (Abb.3, Nr.1) ragt fast 4 m über das Gelände auf und verjüngt sich dabei von einem Basisdurchmesser von 27 m konisch auf einen Gipfelplateaudurchmesser von 12 m. Nach Westen vorgelagert ist eine graben- und wallbewehrte, grob rautenförmige Vorburg von 38,5 x 31,6 x 31,8 x 20,4 m Größe (Abb.3, Nr.2). Eine rampenartige Aufschüttung des Grabens mittig an der Südwestseite (Abb.3, Nr.3) mag auf den ehemaligen Zugang zur Vorburg verweisen. Mündlichen Überlieferungen zufolge soll es sich eine ehemalige Wasserburg handeln, deren Gräben einst vom Mühl- bzw. Seebach gespeist wurden. Im Gelände finden sich hierfür allerdings keine klaren Belege – auch nicht auf einem aktuellen Satellitenfoto, aus dem der Bewuchs herausgerechnet wurde um die Bodenstrukturen besser zu erkennen (LIDAR-Scan/Schummerung). Hier zeichnet sich neben Motten-Hügel und Vorburg ein großflächiges, umwalltes Areal ab (Abb.3, Nr.4), in dessen Zentrum die Motte steht. Somit hat sich neben der Vorburg, die sicherlich einst Scheunen, Stadel, Kleintiergehege, Werkstätten und Gesindehäuser umfasste, auch noch die alte Wirtschaftsstruktur mit Acker-, Korn- und Weideflächen erhalten.
Historisch lässt sich diese großartig erhaltene Holz-Erde-Burg kaum fassen. Sie tritt ein einziges Mal mit einem Hermann von Haslach 1339 urkundlich in Erscheinung. Auf diesen Ortsadeligen, der wohl in Diensten des Stifts Kempten stand, verweist auch der Gedenkstein, den Otto Merk hier 1934 aufstellen ließ. Anlass für den Burgbau könnten Rodungsaktivitäten sein, die ab dem 12. Jahrhundert vom Stift Kempten und vom Kloster Ottobeuren zur Urbarmachung des Landes vorangetrieben wurden. Burgen bildeten oft das Verwaltungszentrum solcher Rodungsgebiete.
Die Denkmalliste führt lediglich einen „Burgstall des Mittelalters“ auf. Die Datierung ist unklar, eine Entstehung im 12./13. Jahrhundert liegt nahe. Der Burgstall ist provisorisch ausgeschildert und kann auf dem ausgewiesenen Pfad begangen werden. Nach einer Reduzierung des Bewuchses soll eine Infotafel aufgestellt werden.
Die Marktgemeinde Dietmannsried gehört dem Verbund der Burgenregion Allgäu-Außerfern an und besitzt mit der Inselburg im Dorfzentrum eine zweite sehr gut erhaltene Motte. Darüber hinaus haben sich auf dem Gemeindegebiet Bodenspuren weiterer zehn Wehranlagen erhalten.
Text: Dr. Joachim Zeune
Burgstall Haslach - Dietmannsried
Erdhügelburg Abbildung 1
Blick von Nordwesten auf den Erdhügel bzw. die Motte. Links die Umwallung der Vorburg.
Erdhügelburg Abbildung 2
Motte von Westen. Der Erdhügel hat sich fast bis in Originalhöhe erhalten. Im Vordergrund das Gelände der Vorburg.
Erdhügelburg Abbildung 3
Lidar-Scan des Burgreals mit Eintrag der sichtbaren Boden-spuren:
1) Haupthügel/ Motte mit Graben
2) Vorburg mit Wall und Graben
3) Zugangsrampe
4) umwalltes W ...
Zugang
- Privatbesitz
- vom Weg her gut zu sehen - Wegeführung folgt