Burgenregion Allgäu

Motte Haslach


Eine der besterhaltenen Motten Bayerns

Von der 620 m südlich der Kirche von Propstried gelegenen Burg verbleiben inmitten einer bewaldeten Fläche nur Bodenspuren. Sie verweisen auf eine Erdhügelburg bzw. Motte. Da sich ungewöhnlicherweise neben dem Haupthügel auch die Vorburg komplett erhalten hat, zählt die an sich so unscheinbare Erdhügelburg von Haslach in Wirklichkeit zu den besterhaltenen Motten Bayerns. 

 

Motten repräsentieren einen speziellen Burgentyp, der im 11. Jahrhundert aus Nordwesteuropa über die Innovationsroute des Rheins zuerst ins Rheinland vermittelt wurde und im frühen 12. Jahrhundert auch Bayern erreichte. Dabei handelte es sich um einen rasch und kostengünstig zu errichtenden Burgentyp: mit dem Aushub eines ringförmigen Grabens wurde innerhalb von diesem ein Erdhügel künstlich aufgeworfen, dessen Gipfelfläche das herrschaftliche Wohngebäude - einen Turm oder ein Haus aus Holz - trug. Sowohl den Gipfelrand als auch Hügelfuß umfriedete eine Palisade. Der Haupthügel wurde zumeist sichelartig von einer grabenumwehrten Vorburg umgeben, deren Wall eine weitere Palisade trug. Motten wurde im 12.-14.Jahrhundert so populär, dass sich sogar der Hochadel dieses Burgentyps bediente – dann allerdings in imposanten Dimensionen.

Ein Burgstall des Mittelalters

Die vollrunde Motte von Haslach (Abb.3, Nr.1) ragt fast 4 m über das Gelände auf und verjüngt sich dabei von einem Basisdurchmesser von 27 m konisch auf einen Gipfelplateaudurchmesser von 12 m. Nach Westen vorgelagert ist eine graben- und wallbewehrte, grob rautenförmige Vorburg von 38,5 x 31,6 x 31,8 x 20,4 m Größe (Abb.3, Nr.2). Eine rampenartige Aufschüttung des Grabens mittig an der Südwestseite (Abb.3, Nr.3) mag auf den ehemaligen Zugang zur Vorburg verweisen. Mündlichen Überlieferungen zufolge soll es sich eine ehemalige Wasserburg handeln, deren Gräben einst vom Mühl- bzw. Seebach gespeist wurden. Im Gelände finden sich hierfür allerdings keine klaren Belege – auch nicht auf einem aktuellen Satellitenfoto, aus dem der Bewuchs herausgerechnet wurde um die Bodenstrukturen besser zu erkennen (LIDAR-Scan/Schummerung). Hier zeichnet sich neben Motten-Hügel und Vorburg ein großflächiges, umwalltes Areal ab (Abb.3, Nr.4), in dessen Zentrum die Motte steht. Somit hat sich neben der Vorburg, die sicherlich einst Scheunen, Stadel, Kleintiergehege, Werkstätten und Gesindehäuser umfasste, auch noch die alte Wirtschaftsstruktur mit Acker-, Korn- und Weideflächen erhalten.

 

Historisch lässt sich diese großartig erhaltene Holz-Erde-Burg kaum fassen. Sie tritt ein einziges Mal mit einem Hermann von Haslach 1339 urkundlich in Erscheinung. Auf diesen Ortsadeligen, der wohl in Diensten des Stifts Kempten stand, verweist auch der Gedenkstein, den Otto Merk hier 1934 aufstellen ließ. Anlass für den Burgbau könnten Rodungsaktivitäten sein, die ab dem 12. Jahrhundert vom Stift Kempten und vom Kloster Ottobeuren zur Urbarmachung des Landes vorangetrieben wurden. Burgen bildeten oft das Verwaltungszentrum solcher Rodungsgebiete.

 

Die Denkmalliste führt lediglich einen „Burgstall des Mittelalters“ auf. Die Datierung ist unklar, eine Entstehung im 12./13. Jahrhundert liegt nahe. Der Burgstall ist provisorisch ausgeschildert und kann auf dem ausgewiesenen Pfad begangen werden. Nach einer Reduzierung des Bewuchses soll eine Infotafel aufgestellt werden.

 

Die Marktgemeinde Dietmannsried gehört dem Verbund der Burgenregion Allgäu-Außerfern an und besitzt mit der Inselburg im Dorfzentrum eine zweite sehr gut erhaltene Motte. Darüber hinaus haben sich auf dem Gemeindegebiet Bodenspuren weiterer zehn Wehranlagen erhalten.

 

Text: Dr. Joachim Zeune

Burgstall Haslach - Dietmannsried

Erdhügelburg Abbildung 1

Blick von Nordwesten auf den Erdhügel bzw. die Motte. Links die Umwallung der Vorburg.   Foto:Stephan Stich 2022  

Erdhügelburg Abbildung 2

Motte von Westen. Der Erdhügel hat sich fast bis in Originalhöhe erhalten. Im Vordergrund das Gelände der Vorburg.   Foto: Marktgemeinde Dietmannsried

Erdhügelburg Abbildung 3

Lidar-Scan des Burgreals mit Eintrag der sichtbaren Boden-spuren: 1) Haupthügel/ Motte mit Graben 2) Vorburg mit Wall und Graben 3) Zugangsrampe 4) umwalltes Wirtschaftsreal Foto: Aufbereitu ...

Zugang

- Privatbesitz
- vom Weg her gut zu sehen - Wegeführung folgt

Wegbeschreibung

Von der Autobahn A7

Aus Richtung Ulm oder Kempten kommend nehmen Sie die Ausfahrt (Nr. 132) Dietmannsried/Probstried. Folgen Sie der Beschilderung nach Probstried; Pkw-Parkgelegenheit bei der Sport- und Festhalle. Von hier in Richtung Pfarrkirche gehen und weiter abwärts die Hauptstraße überquerend. Der Haslachweg führt bis zum Weiler Haslach. Auf dem bei Haus Nr. 4 beginnenden Feldweg erreichen Sie in ca. 300 m den auf der linken Seite liegenden Burgstall.

Aus Dietmannsried

In Dietmannsried folgen Sie zunächst der Heisinger Straße, dann der Überbacher Straße in Richtung Autobahnanschlussstelle, bis Sie den zweiten Kreisverkehr erreichen. Hier die zweite Ausfahrt nehmen und Richtung Probstried fahren. Pkw-Parkgelegenheit bei der Sport- und Festhalle. Von hier in Richtung Pfarrkirche gehen und abwärts zur Hauptstraße. Dem Haslachweg folgend, führt dieser bis zum Weiler Haslach. Auf dem bei Haus Nr. 4 beginnenden Feldweg erreichen Sie in ca. 300 m den auf der linken Seite liegenden Burgstall.

Aus Obergünzburg

Nach dem Gasthof „Hirsch“ rechts in die Eschenallee abzweigen und wieder rechts zur Pkw-Parkgelegenheit bei der Sport- und Festhalle. Von hier in Richtung Pfarrkirche gehen und weiter zur Hauptstraße. Diese überquert, dem Haslachweg folgend, geht es zum Weiler Haslach, bis zum Haus Nr. 4. Auf dem nun beginnenden Feldweg erreichen Sie in ca. 300 m den auf der linken Seite liegenden Burgstall.